Weihnachtswort des Vertriebenenbischofs Dr. Reinhard Hauke

Maria bringt Christus in die Welt

Betrachtung zum Tabernakel in Jaru / Albanien

In Jaru in Albanien wurde nach 1990 durch die slowakischen Katholiken eine Kirche gebaut. Nach der Zerschlagung des Kommunismus im Jahr 1990 gab es zahlreiche Kirchbauten, die notwendig waren, da die Kommunisten fast alle Kirchen zerstört hatten – egal zu welcher Konfession sie gehörten. Bis zum Neubau dieser Kirche feierten die Katholiken von Jaru ihren Gottesdienst in einem ehemaligen Bunker. Nun hatten sie ein Gotteshaus mit einem besonderen Tabernakel: Er ist inmitten einer Marienikone, die in der Mitte eine Christusikone zeigt, hinter der sich der Tabernakel befindet. Solche Ikonen werden heutzutage in Berat östlich von Tirana gemalt und setzen die alte Tradition der Ikonenmalerei fort.

Weihnachtswort 2017 des Vertriebenenbischofs Dr. Reinhard Hauke Bild 1Maria trägt Jesus Christus in ihrem Leib, unter ihrem Herzen. Sie steht in der Gebetshaltung der Orante vor uns. So werden schon in den Katakomben Roms die Beter dargestellt: Sie haben die Hände erhoben und drücken damit aus, wo ihre Herzen sind. Wenn wir auch von Maria nicht allzu viel wissen, so ist sie doch mit Sicherheit eine Frau, die im Gebet oft vor Gott war und sich damit die Sensibilität für das bewahrt hat, was sie dann in eine großen Besonderheit erfahren durfte: Gott ist bei ihr. Sie trug Jesus 9 Monate in ihrem Leib, nachdem sie ihr Ja-Wort zum Willen Gottes gesagt hatte, dass sie die Mutter des Erlösers, des Messias, werden soll. In dieser Zeit musste sie selbst verstehen, was Gott mit ihr und durch sie vollbringen wollte und sie musste es auch den vertrauten Menschen mitteilen – wie ihrem Bräutigam Josef, der selbst zustimmen musste zu dieser Besonderheit seiner Braut und Ehefrau. Auch nach der Geburt Jesu begleitete Maria ihren Sohn auf seinem Weg in der Verborgenheit der 30 Jahre und dann bei seinem Öffentlichen Wirken in den traditionell 3 Jahren, in denen er verkündete: „Das Himmelreich ist nahe. Die Zeit der Vollendung ist angebrochen. Öffnet eure Herzen und Ohren für diese Wirklichkeit, die so nahe und so zum Anfassen ist wie in einer zwischenmenschlichen Freundschaft.“

Hinter dem Christusbild ist der Tabernakel. Jesus Christus will seit dem Paschamahl vor seinem Leiden und Sterben in der Eucharistie gegenwärtig sein und uns stärken auf unserem Weg durch die Zeit. Maria hat Jesus Christus in die Welt gebracht, der nun bleibend unter uns sein will in der heiligen Eucharistie. Wenn heute die Menschen fragen: „Wo ist Gott?“, dann können wir sagen: „Er ist mitten unter uns!“ Es bleibt ein Geheimnis, wie eine solche Gegenwart möglich werden kann. Sie geschieht dort, wo Menschen dem Wort Jesu trauen und das Gedächtnis Jesu Christi in der Art gefeiert wird, wie er selbst es uns aufgetragen hat: Mit Brot und Wein und im Lobpreis der Heilstaten Gottes. Wer daran glauben kann, dass Gott sehr konkret geworden ist und weiterhin sein möchte, der traut diesen Worten Jesu und freut sich an allen Orten, wo er in der Eucharistie gegenwärtig ist.

Maria war das Tor zum Leben mit Gott. Das Ringen Mariens um diese Zustimmung zum Willen Gottes können wir im Bericht des Evangelisten Lukas über die Verkündigung erahnen. Sicherlich sind die Worte des Dialogs zwischen Maria und dem Erzengel Gabriel im Laufe der mündlichen Überlieferung von etwa 40 Jahren zwischen dem Ereignis und der Aufzeichnung durch Lukas vom Glauben her meditiert und gedeutet worden, jedoch zeigen sie immer noch das Fragen Mariens an, aber auch das Vertrauen in Gottes guten Willen für uns Menschen.

 

Mit der Geburt Jesu werden auch die Hirten und wir eingeladen, unser Leben diesem göttlichen Kind anzuvertrauen. Weihnachten ist dazu wieder eine neue Gelegenheit

 

+ Weihbischof Dr. Reinhard Hauke

Beauftragter der Deutschen Bischofskonferenz

für die Vertriebenen- und Aussiedlerseelsorge