Betrachtung Ostern 2023

O Herr, deine Auferstehung mir eröffnet hat des Grabes Tür

Schon zu Weihnachten 2022 hatte ich von einer Kirche berichtet, die im schleswig-holsteinischen Ort Bosau steht. Dort hatte der heilige Vicelin um 1151 eine Kirche zu Ehren des heiligen Petrus bauen lassen, die nach der Zerstörung im Dreißigjährigen Krieg um 1627 ihre heutige Gestalt gefunden hat. Zu dieser Kirche gehören auch Malereien an der Brüstung der Empore.

Eine Tafel zeigt ein österliches Motiv mit dem Untertext:

„O Herr, dein Aufferstehung mir, eröffent hatt des Grabes thür“ (so die Schreibweise).

Der Auferstandene steht auf dem Deckel der Grabkammer und ist von einem roten Tuch bekleidet. Die Wundmale bezeugen sein Leiden und seinen Kreuzestod. Die Siegesfahne mit dem Kreuz gilt als Triumphzeichen, wie es wohl bei Siegen von Armeen damals üblich war. Um den Auferstandenen herum ist ein Lichtschein zu sehen, der die neue Daseinsweise Jesu Christi andeuten will: Er ist in die Herrlichkeit des Himmels eingetreten. Die vier wachenden Soldaten verschlafen in diesem Fall die Auferstehung nicht, sondern wehren sich mit Schilden und Speeren gegen das Ereignis. Weil es ihnen wohl unheimlich vorkommt, dass ein Toter aus der Grabkammer heraustreten kann, nehmen sie die Position ein, die sie bei Gefahr gelernt haben. Verwunderlich ist, dass sie überhaupt etwas sehen, denn diese neue Wirklichkeit Jesu Christi entzieht sich eigentlich unserer Wahrnehmung mit den Augen, es sei denn, dass der Auferstandene sich zu erkennen geben will, wie er es ja auch nach der Auferstehung bei seinen Freunden und Freundinnen getan hat.

Der Text am unteren Hand des Bildes ist eine Feststellung und Bitte. Es wird festgestellt, dass die Auferstehung Jesu etwas mit mir zu tun hat. Die Tür des Grabes wurde durch Jesus Christus geöffnet und Auferstehung in die Ewigkeit ist möglich. Der Tod hat nicht mehr das letzte Wort. Es ist aber auch zugleich eine Bitte, dass diese neue Wirklichkeit des Himmels auch dem Betrachter und Beter geschenkt wird, denn darüber entscheidet letztlich der Auferstandene, der als Richter wiederkommen wird und uns persönlich in der Todesstunde das Urteil spricht, das dann am letzten Tag dieser Welt für alle bekannt wird. Wer in der Auferstehungsbotschaft eine Gefahr für Leib und Leben sieht, wird sich dagegen wehren wie die vier Soldaten. Wer in Dankbarkeit von der Auferstehung Jesu hört und erhofft, dass auch er oder sie Anteil daran erhält, wird in den Osterjubel eintreten.

An diesem Osterfest 2023 wünsche ich uns allen die Freude am Sieg Jesu Christi über den Tod.

In österlicher Freude grüßt Sie

Weihbischof Dr. Reinhard Hauke