12. Mai 2020 Josef und die Vorbereitung auf Ostern!
Vor einigen Jahren war ich mit einer jungen Pilgergruppe in Israel. Zum Programm dieser Tage gehörte natürlich auch Nazareth mit der Basilika Mariä Verkündigung. Ein Ort des Gebetes, man könnte auch sagen, ein Ort, an dem das Christentum seinen Anfang nahm.*
Kommt man von der Straße in den Innenhof dieser Basilika sieht man Besucher die Bronzestatue des Heiligen Joseph bestaunend. Nachdenklich sitzt er auf einer steinernen Treppe, Menschen berühren die abgeschürften und glänzenden Knie des Arbeiterpatrons. Wenig beachtet wird die Rückseite dieser Statue, dort ist ein Engel in Stein gehauen, mit dem Zeigefinger am Mund, gewissermaßen zur Stille, zum Schweigen einladend. Sicher werden viele Gläubige dies als Hinweis deuten, dass der Bräutigam Mariens zwar im Neuen Testament erwähnt wird, dass aus seinem Munde jedoch kein einziges Wort überliefert ist, und daher wohl der Eindruck entstanden ist, dass er der stille, der schweigsame Vater Jesu war.
Manche werden vielleicht davorstehend daran denken, dass Josef auf die Bitte des Engels die schwangere Maria nicht wegschickt, sondern Schweigen bewahrt, Maria und das in ihrem Leib heranwachsende Kind annimmt, als wäre es sein eigenes! Damit hat Josef nun auch ein ganz persönliches und inniges Geheimnis mit Gott, und die junge Frau Maria kann bleiben, er entlässt sie nicht, verstößt sie nicht. Im Matthäus-Evangelium steht (Mt 1, 19), dass Josef ein gerechter war, im hebräischen hat das Wort „gerecht“ auch noch eine zweite Bedeutung, nämlich „gütig“, Josef war gütig.
Was hat dieser Hl. Joseph, mit uns heute zu tun, mit dem Corona Virus, mit den Familien, oft zerrissenen Familien, mit den Alleinerziehenden, einsamen Menschen zu tun, mit den Kranken und gefährdeten Menschen, in einer Zeit, in der die Regale jeden Augenblick lehr sind, die Grenzen geschlossen, auch die Schulen und Kindergärten. In einem weiteren Schritt müssen wir fragen, was hat er mit Ostern zu tun?
In diesen sorgenreichen Tagen und Wochen brauchen wir Menschen mit einem Charakter wie der des Hl. Joseph: tief gläubig, mutig, klug, weise! Wir brauchen solche Menschen, denn Familien mit Kindern, insbesondere Alleinerziehende wissen in diesen Tagen nicht, wie sie das ganz normale Alltagsleben meistern sollen. Auf der einen Seite die Arbeit und zugleich die Sorge um die Kinder daheim; Schulen und Kindergärten haben ja auch geschlossen.
Alte und gesundheitlich angeschlagene Menschen trauen sich kaum noch außer Haus zu gehen, um einzukaufen. Sie sind für den Virus besonders anfällig. Wer kauft ein, wer besorgt die Medikamente für das kranke Ehepaar im Treppenhaus, wer kann auf ein Kind aufpassen. Wir brauchen Menschen wie der Hl. Joseph, Menschen, die der Verunsicherung und der Angst dieser Tage den Wind aus den Segeln nehmen!
Güte und kluge Mitverantwortung sind in diesen Tagen Gold wert. Schauen wir aufeinander, unterstützen wir uns gegenseitig, ohne große Worte – Wie der Hl. Joseph es tat! Wir sind es natürlich gewohnt, nach dem Prinzip zu handeln, tue Gutes und rede darüber. Der Hl. Joseph machte es anders, er tat Gutes und bewahrte Schweigen darüber, so blieb er liebend mit Gott verbunden. Und umgekehrt, Menschen, die kein schönes Geheimnis in ihrem Herzen tragen, sind bitter arm und leer.
Der Hl. Josef, der Bräutigam Mariens und Ziehvater Jesu, dessen Fest wir mitten in der Fastenzeit feiern, hat uns also durchaus was zu sagen, gerade in diesen schwierigen Tagen und Wochen, sehr Entscheidendes sogar – sei mutig, sei klug, sei hilfsbereit, nicht bloß so, sondern liebend, aus dem Glauben heraus. Und da wir auf Ostern zugehen – ist das nicht auch eine innere, glaubwürdige und sehr aktuelle Vorbereitung auf Ostern?
Das Osterfest werden wir dieses Jahr viel stärker als sonst in unseren Familien zu Hause feiern. Es ist schon jetzt absehbar, dass die großen und feierlichen Gottesdienste ausfallen werden. Vielleicht brauchen wir auch hier viel von der Haltung und vom Geist des Heiligen Josephs, dass uns das in unseren Familien gelingt.
Ihnen, liebe Landsleute und Freunde, wünsche ich, dass uns auch dieses Jahr dieses größte Fest der Christenheit im Kleinen unserer Familien gelingen möge, auch in dieser pandemischer Situation! Möge Gott in seiner Güte uns vor Ansteckung und Krankheit bewahren, dass wir am Ostermorgen mit Freude einander zurufen können – Auferstanden ist der Herr, Halleluja!
Msgr. Dr. Alexander Hoffmann
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*Der Überlieferung nach ist der Ort, wo die heutige Basilika steht, jener Ort, an dem der Erzengel Gabriel Maria erschienen und ihr verkündet hat, dass Sie schwanger und einen Sohn gebären werde. Vgl. Lk 1, 26-38.