27. März 2018 Osterwort 2018 des Vertriebenenbischofs Dr. Reinhard Hauke
Rettung vor dem Untergang
Ein Boot von Flüchtlingen, die aus der Not von Krieg, Hunger und Verfolgung wegen ihres christlichen Glaubens aus ihrer Heimat geflohen sind. Wie dieses Boot vor der Franziskusbasilika in Assisi werden auch an anderen Orten in Europa solche Boote gezeigt, um von der Not und von der Rettung zu berichten, die Menschen in unseren Tagen erfahren haben. Mit Betroffenheit sehen wir solche Zeugnisse von menschlicher Not und Rettung.
Ostern feiern wir die Befreiung aus der Not durch Jesus Christus. Wir sagen damit, dass es eine lebensbedrohliche Notlage gab, dass es einen Erlöser gibt und dass wir dankbar sind für die persönliche Befreiung aus der lebensbedrohlichen Situation von Sünde und Tod. Das tun nicht alle Menschen an Ostern. Manche nutzen die Tage für Erholung und Reisen. Gemeinsam mit vielen Christen feiere ich jedoch diese Tage in Dankbarkeit für Jesus Christus, der sich meiner lebensbedrohlichen Not angenommen hat. Wir müssen nicht mehr in Sehnsucht nach einem Erlöser rufen und wir müssen ihn auch nicht unter den verschiedenen Anbietern von Erlösung heute suchen. Auch diese Heilsanbieter versprechen Befreiung von der Last des Alltags und auch von der Not, nicht das zu haben, was jetzt „in“ ist und was der Nachbar schon längst hat. Wir bekennen uns zu Jesus Christus, der die menschliche Not bis in den schimpflichsten Tod hinein angenommen hat und durch den Tod in ein neues Leben gegangen ist. Die Verbundenheit mit ihm durch Glaube und Taufe ermöglicht uns die Befreiung von der persönlichen Schuld und der Gefahr des ewigen Todes in der Gottferne. Der österliche Ruf des HALLELUJA ist für mich wie ein Freudenschrei, denn ich muss mich jetzt nicht mehr vor dem fürchten, was mir die Freude am Leben nehmen könnte: die Erfahrung von Schuld und die Perspektive des Nichts.
Was kann für mich dann an Ostern eine „Bootserfahrung“ sein? Vielleicht erleben Sie in der Osternacht in Ihrer Pfarrkirche die Taufe von Kindern, Jugendlichen oder sogar Erwachsenen. Menschen werden zur Taufe gebracht oder gehen selbst dorthin, um durch dieses kleine Zeichen des Übergießens mit Wasser im Namen des Dreifaltigen Gottes zu einer neuen Lebensqualität zu kommen – oder ich sage auch gern: zur eigentlichen Bestimmung des Menschen zu finden, nämlich zur Verbundenheit von Schöpfer und Geschöpf. Die Taufe rettet von der Ausweglosigkeit in der Sünde und der ewigen Gottferne. Sie ist das Rettungsboot.
Vielleicht ist es auch die Erfahrung von Vergebung nach einem Streit in der Familie. Vielleicht ist das Boot auch die Erfahrung, dass ehemalige Feinde zu Freunden werden, wenn Völker sich versöhnen oder Vergangenheit aufgearbeitet wird und beide Seiten erkennen und bekennen, dass einander Unrecht getan wurde.
Was ist mein Boot der Rettung? Dankbarkeit für die Gnade der Taufe sollte in jedem Fall an Ostern in unseren Herzen sein.
Ich wünsche Ihnen allen ein gesegnetes und gnadenreiches Osterfest.
+ Weihbischof Dr. Reinhard Hauke
Beauftragter der Deutschen Bischofskonferenz
für die Vertriebenen- und Aussiedlerseelsorge