Weihnachtswort von Msgr. Dr. Alexander Hoffmann

Der Heilige Josef in der Krippe

In manchen Familien beginnt der Krippenaufbau schon im Advent. Jeden Sonntag kommen weitere Figuren hinzu. Ziemlich bald auch der Heilige Josef, über den wir allerdings nur ganz wenig wissen. Im Evangelium ist von ihm kein einziges Wort überliefert; er bleibt stumm wie sein Abbild aus Holz oder Gips in der Krippe… .

Darin ist auch der Grund zu sehen, warum das Fest des Hl. Josef erst 1479 eingeführt wurde. Seit 1621 ist es ein gebotener Feiertag, 1729 wurde sein Name in die Allerheiligenlitanei aufgenommen, und im letzten Jahrhundert kam die Nennung seines Namens im ersten Hochgebet hinzu und zuletzt der Titel „Josef, der Arbeiter“.

Anders verhält es sich mit der Volksfrömmigkeit. Die ersten Spuren seiner Verehrung finden wir bereits im 9. Jahrhundert. Und etwas später waren es die Franziskaner, die die Verehrung des Hl. Josef gefördert haben. Er war sozusagen der Heilige der kleinen Leute.

Woher aber diese Verehrung? Nun, es ist zwar kein einziges Wort des Ziehvaters Jesu überliefert, wohl aber haben andere etwas über ihn überliefert.
Diese Zeugnisse berichten, dass dem Heiligen der Engel Gottes zweimal erschienen sei und ihm Gottes Wort kündete. Und unverzüglich tat Josef, was ihm gesagt wurde. So zieht er nach Ägypten, in blindem Vertrauen und darin Abraham gleich.
Und immer ist er der, der zur Seite steht und ganz einfach mitgeht. Er steht der Schwangeren Maria zur Seite; mit ihr geht er nach Betlehem. Daraufhin führt er die junge Mutter und das Kind nach Ägypten. Er ängstigt und sorgt sich um den im Tempel verlorenen Sohn nicht anders als die Mutter.
Ganz nebenbei wird erwähnt, das Josef Zimmermann war, der Mann aus dem Hause Davids. Auf dem Land, zumal in so einem Nest wie Nazareth, bauten die Leute Ihre Häuser selbst. Keine komplizierten Dachstühle, ein Flechtwerk, Lehm und Kalk taten es auch. Ob Vater und Sohn genug Arbeit fanden, um zu überleben, lässt sich bezweifeln. Vielleicht musste einer von ihnen über die Dörfer gehen, um das Brot zu verdienen. Dieses Handwerk hatte in Nazareth gewiss keinen goldenen Boden.
Jesus kommt aus der gleichen Schicht wie Josef, also arme kleine Leute. Auch wenn Josef aus dem Hause David stammt, so war dieses Haus „heruntergekommen“. Jesus, der „Sohn des Zimmermanns”, braucht sich daher nicht in einer großartigen Geste auf die Seite der Armen zu stellen; er ist arm! Wenn der Menschensohn nichts hat, wohin er sein Haupt hinlegen kann, dann ist das nicht Askese oder Verzicht; Jesus hat eben nichts. Wenn Jesus die Armen selig preist, dann schwärmt niemand von einem rührseligen Ideal; Jesus hat nur, was er am eigenen Leibe trägt. Das ist alles, was da ist. Arm sein, Hunger haben, ohne Obdach sein, mühselig und beladen sein gehören zum Alltag. Und daher zählt Jesus sich wie Maria und Josef zu den Niedrigen, die sich von Gott geliebt wissen, von ihm geliebt und erhöht.

Jesus war als Wanderprediger hervorgetreten. Er hat geredet. Aber er war kein Freund großer Worte. Wenn wir im Evangelium nachlesen, finden wir heraus: Jesus hat nie lange Reden gehalten. Er hat kurze Geschichten erzählt, oft in weniger als fünf Sätzen. Was er zu sagen hatte, sagte er oft in einem einzigen Satz. Bei Jesus ist während der Predigt nie jemand eingeschlafen und die Evangelien sind voll von den Taten Jesu, von den Wunderzeichen, die oft mehr sagen als Worte.

Keiner kann seine Herkunft verleugnen, Jesus tat es nicht, denken wir nur an die vielen Ich-Sätze im Evangelium. Auch Josef tat es nicht, aber auf seine Weise: er war einfach ein stummer aber tatkräftiger Zeuge. Und so hat er doch Gewicht. Franz von Assisi und viele einfache Menschen haben dem Hl. Josef mit der Krippe ein Denkmal gesetzt. Aus dem armen Stall zu Bethlehem ist ein Josef so wenig wegzudenken wie die einfachen Hirten, wie die stummen Kreaturen Ochs, Esel, Schaf und Lamm. Wortlos steht er neben Jesus. Aber er beleuchtet eine Seite Jesu, die sonst leicht in den Schatten gerät. Er weist auf den armen Jesus, auch auf den Jesus, der nicht viele Worte zu machen gewohnt war.

Vielleicht kann dieser einfache Mann uns Christus ins rechte Licht rücken und uns an das Zeichen des Messias erinnern, nämlich, dass er  gekommen ist, um den Armen! die frohe Botschaft zu verkünden. Der Arme weist auf die Armen hin, auf die fernen wie die Allernächsten. Und wir öffnen die Augen für unsere eigene Armut. Es muss nicht immer die materielle Armut sein. Der Ruf, „Gott sei mir Sünder, mir armen Sünder gnädig!“ vermag dies zu verdeutlichen.

Der stumme heilige Josef verbietet uns die großen Worte, lässt uns die großen Reden im Halse stecken bleiben; wir gebrauchen Sie doch ohnehin nur, um uns herum- und herauszureden. Wir können uns von ihm herausfordern lassen, unsere Worte eine Nummer kleiner zu machen. Und wie schön wäre es, wenn statt Worten Taten sprechen könnten – kleine und dann eventuell auch größere.

Die Zeit im Advent wird wieder rasend schnell vergehen, gefüllt mit Terminen und Vorbereitungen. Vielleicht werden auch Sie zu Hause eine Krippe aufbauen, Sonntag für Sonntag mehr an Ihr bauend. Und wenn Sie dieses Jahr den Heiligen Josef hinzustellen, werden Sie vielleicht an den stummen Ziehvater Jesu denken, der Maria und Jesus stets zur Seite stand…

ICH WÜNSCHE IHNEN SOWIE IHREN FAMILIEN UND FREUNDEN
EIN FROHMACHENDES UND GESEGNETES WEIHNACHTSFEST
UND FÜR DAS KOMMENDE NEUE JAHR 2019
KRAFT UND ERFOLG IN ALLEM,
WAS SIE IN GÜTE PLANEN UND BEGINNEN!

Ihr
Msgr. Dr. Alexander Hoffmann,
Beauftragter der Deutschen Bischofskonferenz
für die Katholiken aus der GUS