3. Dezember 2025 Weihnachtswort von Weihbischof Dr. Reinhard Hauke
Zerbrechliche Kunst
Seit der Wende wird jährlich auf dem Erfurter Weihnachtsmarkt neben den Märchenfiguren
auch eine geschnitzte Krippe aus Oberammergau gezeigt. Die Krippenfiguren sind jedoch
immer mit Vorsicht und Umsicht zu behandeln. Wenn der Weihnachtsmarkt um den 22.
Dezember geschlossen wird, finden die Krippenfiguren im Dom einen schönen Platz. Die
Figuren wurden von der Stadt Erfurt in Auftrag gegeben und das Domkapitel hat sich bereit
erklärt, das Jahr über sie in Obhut zu nehmen. In den ersten Jahren wurde der Dompropst
immer gebeten, beim Aufstellen von Maria, Josef, dem Jesuskind und den Hirten mit den
Königen behilflich zu sein, damit jeder an seinem richtigen Platz steht. Das gelingt nun aber
auch schon ohne kirchlichen Beistand, wobei bisweilen noch vor der Krippe Diskussionen
über die Bedeutung der Darstellung zu hören sind, denn bei einer Bevölkerung, die aus 70%
Nichtchristen besteht, bedarf es manchmal noch einer Erklärung, was hier zu sehen ist.
Inmitten von Märchendarstellungen auf dem Weihnachtsmarkt kann auch schon mal die
Frage aufkommen: „Was ist das für ein Märchen mit Frau, Stroh und Kind?“
Nicht nur die geschnitzten Darstellungen sind behutsam zu behandeln, weil die zarten Finger
und die Ohren der Schafe leicht zerbrechlich sind. Auch die Botschaft dieser
Krippendarstellung braucht einen behutsamen Umgang, denn es ist ein großes Wunder, das
wir an Weihnachten feiern dürfen: Gott wird ein Mensch. In diesem Jahr 2025 haben wir an
das Konzil von Nizäa gedacht und das Glaubensbekenntnis gewürdigt, das im Jahr 325 n.
Chr. – also vor 1700 Jahren – dort durch über 300 Bischöfe formuliert worden ist. Dazu
gehört auch das Bekenntnis: „Geboren von der Jungfrau Maria“. Gott wird ein Kind, das in
einer Armseligkeit geboren wird und weiterhin im ganzen Leben die Armut gespürt hat –
auch durch die Ablehnung seiner Frohen Botschaft. „Er kam in sein Eigentum, aber die
Seinen nahmen ihn nicht auf“ (Joh 1,11).
Weihnachtslieder können wir gern aus voller Kehle singen, aber wir müssen dabei mit
bedenken, dass der christliche Inhalt des Weihnachtsfestes für viele Zeitgenossen ein
Mysterium bleibt. Wenn wir Christen aber mit Freude dieses Fest begehen, dann kann
dadurch etwas von der Zuversicht weiterleuchten, die uns diese Botschaft vermitteln möchte:
„Wir haben seinen Stern aufgehen sehen und sind gekommen, um (dem Kind) zu huldigen“
(Mt 2,2).
Auf dem Domplatz steht die Heilige Familie in einem Stall. Im Dom steht sie auf einer freien
Fläche vor dem Adventskranz, der – aufgerichtet hinter den Krippenfiguren – an die
Erwartungszeit des Advents erinnert. Wir haben am Heiligabend wieder das Ziel unserer
Sehnsucht erreicht: Das Kind in der Krippe. Ich hoffe, dass viele Besucher und
Besucherinnen des Weihnachtsmarktes an den Weihnachtstagen entdecken: „Hier ist die
Botschaft von der Menschwerdung Gottes zu Hause!“ Wir Christen sollten sie an diesen
Tagen mit unseren Liedern und dem Brauchtum in die Welt bringen, so wie Jesus Christus in
der Welt ankommen wollte, um sie zu verwandeln und froh zu machen.
Von Herzen wünsche ich gesegnete Weihnachtstage
Weihbischof Dr. Reinhard Hauke